Bastion III
Die südwestliche Bastion wird nach der vor 1809 üblichen Nummerierung als „Bastion Nr. 1“ bezeichnet. Es handelt sich um die einzige unter den Bastionen in Zamość, die ursprünglich eine unregelmäßige, stark von den Geländeverhältnissen abhängige, Form besaß.
Nach S. Herbst und J. Zachwatowicz „hat der schwache Untergrund der Feuchtwiesen es nicht erlaubt, eine Bastion mit vollem Umriss zu schaffen. Die Ausführung dieser Aufgabe im späten 17. Jahrhundert hat umfangreiche Pfahlgründungsarbeiten erfordert."
Bernardo Morando hat sich bei der Planung der Bastion entschieden, diese in zwei kleinere Bastionen zu unterteilen, die nur unwesentlich aus den Kurtinen, also Wehrmauern, hervorsprangen. Eine ähnliche Lösung finden wir 1560 bei den Bastionen am „Roten Tor“ in der von Francisco Marchi errichteten Festung von Antwerpen. In Zamość wurde die Bastion 3 letztendlich bis 1605 zusammen mit den Bastionen 2 und 4 sowie dem Szczebrzeszyner Tor fertiggestellt. Die erste Phase des grundlegenden Umbaus dieser Bastion erfolgt erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der 100. Gründungstag von Zamość entfiel auf das Jahr 1680. Bei dieser Gelegenheit wurde klar, dass die Festung Zamość erhebliche Sanierungs- und Bauarbeiten erfordert. Diese Arbeiten unter der Leitung von Jan Michał Link begannen um das Jahr 1685. 1694 wurde der grundlegende Umbau der beiden kleinen südwestlichen Bastionen abgeschlossen. Dazu erforderlich war die Gründung von Pfählen auf dem Grund des Teichs, also des Wielka Zalewa genannten Gewässers auf dem südwestlichen Vorfeld der Festung. Man konnte dann eine gleichmäßige Bastion mit einer charakteristischen Form planen, und zwar bereits nach neuniederländischer Manier. Markantes Element dieser Manier war die Neigung der Bastionsflanken, also der Seitenteile des Festungswerks, im stumpfen Winkel zur rechten und linken Kurtine.
Die neue Bastion wurde von Jan Michał Link entworfen, einem Armeeingenieur und Architekten des vierten Majoratsherrn Marcin Zamoyski. Sie besaß im mittleren Teil einen Kavalier, also eine hoch gelegene Geschützstellung, die den umliegenden Bereich überragte und einen Artilleriebeschuss des Vorfelds ermöglichte. Im späten 17. Jahrhundert stellte dieses System eine innovative Lösung dar. Entsprechende Konzepte tauchen in Westeuropa erst im frühen 18. Jahrhundert auf.
Die von Jan Michał Link gebaute Bastion 3 erhielt mehrgeschossige, über die gesamte Breite zurückgesetzte, Flanken ohne Orillon, also ohne Bollwerksohr. Die höheren, zurückgenommenen Flanken bildeten zusammen mit der Stirnseite der Bastion den oben beschriebenen Kavalier, der auf den Bastionswinkel, also den Winkel zwischen den Stirnseiten der Bastion, ausgerichtet war. In Polen wird etwas später Jan de Witte derartige Projekte verwirklichen.
In der Bastion 3 platzierte Jan Michał Link Wachtürme in den Ecken der unteren Flanken. Die Ansicht eines Wachturms ist dank einer Zeichnung des Architekten Jan Ittar aus dem Jahr 1805 bekannt. Erwähnt werden sie auch in einer Beschreibung aus dem Jahr 1809: „An mehreren Stellen erhoben sich auf den Wällen Türme, deren Giebel mit dem Wappen der Zamoyskis geschmückt waren“. Insgesamt verfügte die moderne Bastion mit den zweigeschossigen Flanken über zwanzig Schießscharten für die Artillerie. In der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand auf dem Plateau der Bastion ein Blumengarten.
Im Rahmen der Modernisierungsarbeiten in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, die unter General Jan Mallet-Malletski durchgeführt worden sind, erfolgte eine weitere Umgestaltung der Bastion. Sie wurde auf Kosten der Bastionsflanken wesentlich verbreitert. Die Bastionsflanken wurden verkleinert und gleichzeitig die Böschungen bis auf die Höhe der Kurtinen angehoben. An der Stelle der offenen Bastionsflanken wurden Kasematten, also für Kampfzwecke bestimmte Gewölbe, in der Festung gebaut.
Verfasser:
Dr. Jacek Feduszka
Museum Zamość