Östlich der Bastion 3 befindet sich im Verlauf der diese mit der Bastion 2 verbindenden Kurtine, in deren Innenbereich der größte Ausstellungspavillon des Festungs- und Waffenmuseums untergebracht ist, das Szczebrzeszyner Tor.
Es handelt sich um das südliche Tor zwischen den Bastionen 2 und 3, durch das der Weg in Richtung Szczebrzeszyn und später auch Lublin führte. Es ist nicht bekannt, wie das Tor ursprünglich ausgesehen hat. Dieses zweigeschossige Objekt war mit Sicherheit das prächtigste aller Tore. Entworfen worden ist es wahrscheinlich von Bernardo Morando. Seine Fertigstellung übernahm nach dem Tod des Architekten der Baumeister Błażej Gocman. Das Tor erhielt in den Jahren 1770 bis 1772 eine Fassade mit einer wellenförmigen Attika, die mit den heiligen Florian und den Erzengel Michael darstellenden Steinfiguren sowie 22 Vasen von Jan und Jakub Macher verziert wurde. Damals entstand der dritte Name dieses Tores, nämlich „Florianstor“. Zuvor war die Bezeichnung „Lubliner Tor“ verwendet worden. Von 1821 bis 1824 hat es ein neues, strenges Erscheinungsbild im klassizistischen Stil erhalten. Nach dem Umbau wurden hier zunächst Wohnungen für sieben Garnisonsoffiziere der Festung Zamość und später ein Gefängnis, das leichteste der ganzen Festung, eingerichtet. In der mittleren Kasematte des Tores wurde unter anderem Walerian Łukasiński inhaftiert, der berühmteste Gefangene der Festung Zamość in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Tor erneut umgebaut und in ihm die Armeeküche untergebracht.
Das Tor diente in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts nach einem weiteren Umbau als Herberge und anschließend als Hotel. Zunächst wurde es "Sejmik-Hotel" und nach dem Zweiten Weltkrieg "Altstädtisches Hotel“ genannt. Am 14. Dezember 1924 wurde im Szczebrzeszyner Tor die Sejmik-Herberge eröffnet, die im Allgemeinen „Sejmik-Hotel“ genannt wurde. Es handelte sich um ein billiges, aber ordentliches Hotel mit Pferdestall und Teestube. Sein Vordergiebel mit roter Aufschrift wurde von einer Bogenlampe beleuchtet. 1927 verfügte es über 40 Betten. Es gab hier vier Zimmer zu zwei Zloty, einen Großsaal mit Betten zu einem Zloty und Liegen zu 30 Groschen sowie Plätze an einem Tisch in der Teestube zu 20 Groschen pro Nacht. 1926 zählte man insgesamt 15983 Gäste. Zu Beginn der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das „Übernachtungshaus”, wie es auch von der Landbevölkerung der Region genannt wurde, offiziell in „Sejmik-Hotel“ umbenannt. Am 1. Juni 1948 wurde in dem Objekt wieder ein Beherbergungsbetrieb eingerichtet. Von 1951 bis 1971 trug er den Namen „Altstädtisches Hotel“ und hatte neun Zimmer, unter anderem Einzel- und Doppelzimmer. Insgesamt standen 47 Betten zur Verfügung. 1965 gab es 13300 Übernachtungen, obwohl noch nicht einmal fließendes Wasser vorhanden war.
Noch nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man auf dem Bogenschluss der südlichen Arkade des Tores die Zarenkrone sehen, die einst mit einem großen Initial des russischen Zaren Alexander I. versehen war. Die gegenwärtige Gestaltung des Objekts orientiert sich an seinem Aussehen nach dem Umbau in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, wobei auf der Südseite ein Teil einer Zugbrücke hinzugefügt worden ist. Rekonstruiert worden sind am Tor auch Abschnitte der Kurtine, die zur Bastion 2 und entsprechend auf der anderen Seite zur Bastion 3 führt.
Das restaurierte Objekt auf dem Vorfeld des Tores ist die „Wache”, ein kleines Gebäude aus dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts, das im dortigen Ravelin, einem dreieckigen Außenwerk, lag. Dieses Objekt besitzt Stein- und Ziegelfassaden, außerdem bogenförmige Nischen und Schießscharten für Handfeuerwaffen. Es gehörte einst zum Verteidigungssystems des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ravelins vor dem Szczebrzeszyner Tor.
Verfasser
Dr. Jacek Feduszka
Museum Zamość